Sonntag, 17. Mai 2015

Wieder zu Hause





Nachdem sich Paul-Hans und Alexander Samstagnacht von mir verabschiedet hatten lagen 15 Tage hinter uns, die wir fast vollständig miteinander verbracht hatten. Das heißt, wir haben während dieser Zeit auf dem Camino Francés gemeinsam die gleichen Leute kennengelernt, in gleichen Unterkünften (mal komfortable, mal sehr einfache) die Nächte verbracht, Tage bei bestem Wanderwetter und Stunden mit strömenden Regen erlebt, wir haben traumhaft schöne Landschaften (besonders in den Leoner Bergen) und triste, verlassen wirkende Ortschaften gesehen.
Wir hatten Glück, dass wir nach Paul-Hans’ Fußproblem kurz hinter Astorga schon sehr bald wieder gemeinsam  den Weg nach Santiago de Compostela fortsetzen konnten, wir hatten auch Glück, dass in Arzua ein Fachgeschäft in der Nähe war, um den in Auflösung befindlichen Schuh von Paul-Hans durch Alexanders Geschicklichkeit reparieren zu können und ich hatte auch Glück, dass Alexander und Paul-Hans in Labacolla nach fast 30 km eine Unterkunft in einer kleinen Pension gefunden hatten, da ich die dortige Herberge bei der Quartiersuche übersehen hatte. Es gibt auf dieser langen Strecke nur sehr sehr wenige Unterkunftsmöglichkeiten und die Füße machten sich immer mehr bemerkbar. Es gab weitere Glücksmomente.
Das schönste Gefühl stellte sich allerdings ein, als wir endlich am Freitag, dem 08. Mai um 11.11 Uhr am Ziel waren und uns vor dem großen Westportal der Kathedrale zu den Klängen einer Militärkapelle  in den Armen lagen. Wir hatten es geschafft!! Paul-Hans zum 2.Mal, Alexander zum 1 1/2 Mal und ich zum 1. Mal. Nach meinen Unterlagen haben wir in den 3 Etappen 2012, 2014 und 2015 insgesamt 762 km mit unseren eigenen Füßen zurückgelegt. Wir waren und sind glücklich und dankbar für diese Erfahrung, die uns unser ganzes Leben in guter Erinnerung bleiben wird.
Nach der Teilnahme in der Pilgermesse um 12 Uhr, bei der auch zum Schluss das große Weihrauchfass durch das Querschiff bis kurz unter die Decke geschwenkt wurde, gingen wir gemeinsam zum Pilgerbüro, um dort unsere Compostela gegen Vorlage unserer Pilgerausweise mit Stolz in Empfang zu nehmen.
Wie schon auf den beiden Etappen zuvor gab es auch diesmal wieder unglaublich viele Begegnungen. Pilger, die uns immer wieder begegneten.
Die häufigsten Begegnungen hatten wir mit dem jungen französischen Paar Estrelle und Julien. Erstmalig in unserer ersten Herberge nach dem Start in Leon, nämlich in Villar de Mazarife und zum letzten Mal am Vortag unserer Rückreise, nämlich am Freitag in Santiago de Compostela. Dort wünschte uns Estrelle “Buen Camino fort he rest of your Life”. Ein sehr schöner Abschluss

Aber in Villar de Mazarife trafen wir auch die beiden Dänen Kristian und Michael zum ersten Mal und zum letzten Mal in Samos, wo beide ebenso wie wir dem wunderschönen gregorianischen Gesang der Benediktiner zuhörten.
In Rabanal de Camina trafen wir zum ersten Mal mit Gerd aus Regensburg zusammen. Er saß mit Estrelle und Julien zusammen beim Abendessen. Als wir dazu kamen, haben wir spontan zusammen einen großen gemeinsamen Tisch gebildet. Gerd trafen wir noch zwei drei Mal. Dann verloren wir uns aber in Ponferrada aus den Augen. Aber wie so oft auf dem Camino, wir warteten auf den Flughafenbus für den Rückflug, stand plötzlich Gerd vor uns. Wir waren fast zur gleichen Zeit in Santiago angekommen. Es gab viel auszutauschen, die Verabschiedung war herzlich. Ein Wiedersehen in Regensburg (Anfang Juni) ist möglich.
Ebenfalls am Abreisetag trafen wir noch einmal das holländische Ehepaar aus Hilversum, das wir zum ersten Mal in bei den „Budisten“ in Ruitelan kennengelernt haben.
Auch trafen wir dort am Freitag  Eckhard aus Borkum ein letztes Mal, den wir in der schrecklichen Herberge in Alto de Poio kennengelernt hatten. Gemeinsam haben wir an dem spirituellen Rundgang um die Kathedrale teilgenommen. 
Erwähnen möchte ich noch das dynamische englische Ehepaar, das wir auch zum ersten Mal in Villar de Mazarife kennengelernt und zum letzten Mal nach größeren Abständen in Santiago de Compostela sahen.
Auch erwähnt werden muss  noch das Ehepaar aus Augsburg. Zum ersten Mal gesehen in Triacastela in der kleinen Kirche (gemeinsamer Gesang „Laude ...“ mit Paul-Hans) und zum letzten Mal in Santiago de Compostela.

Ich habe es also wirklich so erlebt wie schon im Buch von Harpe Kerkeling beschrieben, aber diese vielfältigen Begegnungen und Erlebnisse selber gemacht und erfahren zu haben  ist natürlich ungleich schöner.
Als Fazit kann ich sagen, es hat sich gelohnt, diesen Weg gegangen zu sein. Mein Leben ist dadurch reicher geworden. Es warten neue Herausforderungen.

2 Kommentare:

  1. Leider wurde in Santiago um 11:11h nicht gespielt 'echte Frönde stonn zusamme ...' das hätte wohl gepasst - danke für die schöne Zeit!

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  2. Danke für alle Rücksichtnahme, auf die alten Knochen.
    Freundschaft ist ein hohes Gut.
    Für jeden Tag im Leben wünsche ich
    buen Camino P H

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